Gin-Vielfalt erklärt
Gin ist Gin – oder etwa nicht?
Ganz so einfach ist es nicht. Wie bei Bier oder Wein gibt es auch beim Gin verschiedene Stilrichtungen mit unterschiedlichen Aromen und Geschmacksprofilen. Jede Sorte bietet ihre ganz eigenen Möglichkeiten, Gin zu genießen. Hier finden Sie einen Überblick über die bekanntesten Gin-Stile – und wie Sie das Beste aus jedem herausholen können.
Wenn Sie regelmäßig Gin Tonic trinken, aber selten darauf achten, welchen Gin Sie verwenden, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen London Dry Gin. Dieser Stil entstand im 19. Jahrhundert in London und ist heute weltweit der beliebteste Gin-Typ. Trotz seines Namens darf London Dry Gin überall auf der Welt produziert werden – bekannte Marken wie Tanqueray, Bombay Sapphire, Gordon’s und Beefeater stehen exemplarisch für diesen Gin-Stil.
London Dry Gins zeichnen sich durch ein klares, trockenes Profil mit ausgeprägten Wacholdernoten aus, die beim Destillieren zur Basisalkohol hinzugefügt werden. Je nach Marke kommen zusätzlich Kräuter, Zitrusfrüchte, Gewürze oder Wurzeln zum Einsatz – das macht den geschmacklichen Unterschied. Charakteristisch ist auch die Herstellung: London Dry Gin darf nach der Destillation nur mit Wasser und maximal 0,1 g Zucker pro Liter versetzt werden. Farb- oder Aromastoffe sind nicht erlaubt.
So genießen Sie London Dry Gin
London Dry Gin ist ein vielseitiger Gin-Stil, der auf viele Arten genossen werden kann. Besonders beliebt ist er als Basis für einen klassischen Gin Tonic. Aber auch in Cocktails wie dem Gin Sour oder Gin Fizz kommt er regelmäßig zum Einsatz. Ein hochwertiger London Dry Gin lässt sich zudem pur genießen – entweder in einem gekühlten Coupette-, Martini- oder Nick & Nora-Glas oder in einem Tumbler mit einem einzelnen Eiswürfel.
So wie der London Dry Gin ursprünglich aus London stammt, hat auch der Plymouth Gin seinen Ursprung in Großbritannien – genauer gesagt in Plymouth, Ende des 18. Jahrhunderts. Im Gegensatz zum London Dry besitzt Plymouth Gin jedoch eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.): Nur Gin, der tatsächlich in Plymouth hergestellt wird, darf sich so nennen. Einst gab es mehrere Destillerien in der Stadt, heute ist nur noch eine aktiv – die Black Friars Distillery.
Während London Dry Gin oft stark wacholderbetont ist, verwendet Plymouth Gin eine spezielle Mischung aus sieben Botanicals: Wacholderbeeren, Koriandersamen, Orangenschale, Zitronenschale, grüner Kardamom, Angelikawurzel und Iriswurzel. Das Ergebnis ist ein vollmundiger, ausgewogener Gin mit fruchtiger Note.
So genießen Sie Plymouth Gin
Wie auch der London Dry lässt sich Plymouth Gin vielseitig einsetzen – ob im klassischen Gin Tonic oder in verschiedenen Cocktails. Durch sein ausgewogeneres Geschmacksprofil ist er besonders geeignet für alle, die London Dry Gins manchmal als zu intensiv oder wacholderlastig empfinden.
Old Tom Gin gilt als der älteste Gin-Stil, der bis heute überlebt hat. Im 18. Jahrhundert sehr beliebt, entstand er in einer Zeit, in der Reinigungsmethoden für Alkohol noch nicht so fortgeschritten waren wie heute. Um unangenehme Geschmacksnoten zu überdecken, wurde dem Gin damals oft Süße zugesetzt.
Old Tom Gin zeichnet sich durch ein weicheres, leicht süßliches Geschmacksprofil aus – milder als etwa ein London Dry. Es gibt keine festen Regeln für die Herstellung, außer dem süßeren Charakter. Daher variiert Old Tom Gin stark: Süßungsmittel wie Honig oder Lakritz kommen je nach Hersteller zum Einsatz. Manche Sorten werden sogar im Fass gereift, was ihnen eine dunklere Farbe und zusätzliche Holznoten verleiht.
So genießen Sie Old Tom Gin
Dank seines süßeren Geschmacksprofils eignet sich Old Tom Gin hervorragend für kräftige, spirituosenbetonte Cocktails – seine milde Süße nimmt dabei die Schärfe. Ein klassisches Beispiel ist der Martinez, in dem Old Tom Gin auf süßen Wermut, Maraschino-Likör und Bitters trifft. Wer lieber leichtere, erfrischende Drinks mag, findet im Tom Collins eine perfekte Alternative zum Gin Tonic: Old Tom Gin wird hier mit Zuckersirup, Zitronensaft und Sodawasser kombiniert – für ein rundes, süßes Geschmackserlebnis.
Wie der Name vermuten lässt, ist Navy Strength Gin für seinen hohen Alkoholgehalt bekannt. Dieser Gin-Stil entstand im 18. Jahrhundert – Flaschen müssen mindestens 57 % Vol. Alkohol enthalten, um als Navy Strength zu gelten. Der Ursprung dieser Stärke liegt vermutlich in der britischen Marine: Gin mit 57 % oder mehr entzündet auch dann noch Schießpulver, wenn es damit in Kontakt kommt – ein wichtiger Test an Bord.
Navy Strength Gin wird nicht durch bestimmte Zutaten, sondern allein durch seinen Alkoholgehalt definiert. Daher kann er stilistisch stark variieren, besonders seit dem Aufschwung moderner Craft-Destillerien im 21. Jahrhundert. Was alle Varianten verbindet, ist der intensive, würzige Charakter und die kräftige Schärfe, die mit dem hohen Alkoholgehalt einhergeht.
So genießen Sie Navy Strength Gin
Aufgrund seiner Intensität empfiehlt es sich, Navy Strength Gin mit Zutaten zu kombinieren, die den kräftigen Charakter ausbalancieren. Ein klassischer Gin Tonic eignet sich hervorragend für diesen Gin-Stil. Auch Cocktails mit Zuckersirup – wie etwa ein Gimlet – harmonieren sehr gut und mildern die Schärfe auf angenehme Weise.
Der New Western Dry Gin entstand im 21. Jahrhundert in den USA – als Teil der Craft-Distillery-Bewegung. Bei diesem Gin-Stil stehen die verschiedenen Botanicals im Mittelpunkt, die während der Destillation für Tiefe, Komplexität und Duft sorgen. Je nach Marke dominieren florale oder zitrusartige Noten – oder eine kreative Mischung dazwischen. Im Vergleich zu London Dry Gin ist Wacholder meist deutlich weniger präsent, was diesen Gin-Stil besonders zugänglich und vielseitig macht.
So genießen Sie New Western Dry Gin
Als moderne Variante des London Dry eignet sich New Western Dry Gin für alle klassischen Gin-Drinks – ideal, wenn Sie Ihren Lieblingscocktails eine feine, neue Note verleihen möchten.
Barrel-aged Gin – also im Fass gereifter Gin – ist ein Stil, der im 21. Jahrhundert deutlich an Beliebtheit gewonnen hat. Wie zuvor erwähnt, werden manche Gins nach der Destillation in Fässern gelagert, um Aromen aus dem Holz in den Gin zu übertragen. Neben einer dunkleren Farbe verleiht die Reifung dem Gin zusätzliche Geschmacksnoten wie Eiche, Vanille oder feine Gewürze.
So genießen Sie Barrel-aged Gin
Durch seine Tiefe und Komplexität eignet sich Barrel-aged Gin hervorragend für klassische Cocktails. Besonders gut kommt sein Charakter in einem Gin Old Fashioned oder einem Negroni zur Geltung – dort kann er sein volles Aroma entfalten.
Aromatisierte Gins erfreuen sich seit dem späten 20. Jahrhundert wachsender Beliebtheit – doch Sloe Gin, wohl die bekannteste Variante, geht bis ins 17. Jahrhundert zurück.
Technisch gesehen gelten viele aromatisierte Gins aufgrund ihres niedrigeren Alkoholgehalts von etwa 30–35 % Vol. als Liköre. Sie entstehen, indem dem Gin nach der Destillation zusätzliche Zutaten zugefügt werden. Beim Sloe Gin sind das Schlehenbeeren (auch Schwarzdornbeeren genannt) und Zucker – ursprünglich, um die damals oft unsauberen Destillate geschmacklich aufzuwerten, ähnlich wie beim Old Tom Gin.
Heute steht Sloe Gin für einen fruchtigen, milden und samtigen Genuss. Er wird unter anderem von bekannten Herstellern wie Sipsmith oder Gordon’s produziert. Neben Sloe Gin haben auch andere aromatisierte Sorten zum Trend beigetragen – etwa Beerenvarianten, Kombinationen wie Rhabarber-Apfel oder Gins mit intensiver Zitrusnote.
So genießen Sie Sloe Gin und andere aromatisierte Gins
Sloe Gin wird wegen seines fruchtigen, intensiven Aromas oft pur oder auf Eis als Digestif serviert. Er lässt sich aber auch wunderbar in klassischen Gin-Cocktails einsetzen – etwa im Gin Tonic, Negroni oder Gin Spritz. Auch andere aromatisierte Gins sind eine spannende Alternative zum klassischen Gin im Gin Tonic – perfekt, wenn Sie Ihrer Lieblingskombination neuen Schwung verleihen möchten.
Der ursprüngliche Gin-Stil. Genever – in den Niederlanden als Jenever geschrieben – ist ein niederländischer Wacholderschnaps, der älter ist als der Gin, wie wir ihn heute kennen. Er wird aus gemälztem Getreide hergestellt und unterscheidet sich dadurch deutlich vom klassischen Gin. Aufgrund seiner historischen Bedeutung gehört er jedoch unbedingt auf diese Liste.
Im Vergleich zu anderen Gin-Stilen hat Genever ein malzbetonteres Aroma und eine vollere, fast cremige Textur. Oft wird er als Mischung aus Gin und Whisky beschrieben – ein Hinweis darauf, dass Genever und moderner Gin zwei sehr unterschiedliche Getränke sind.
So genießen Sie Genever
Traditionell wird Genever pur und ohne Eis aus einem kleinen tulpenförmigen Glas getrunken. Er lässt sich aber auch gut als Ersatz für klassischen Gin in vielen Cocktails und Longdrinks verwenden. Wenn Sie eine Flasche Genever haben und nicht genau wissen, was Sie damit anfangen sollen – einfach ausprobieren und kreativ werden!
Ganz gleich, welchen Gin-Stil Sie bevorzugen – bei NACHTMANN finden Sie eine Auswahl meisterhaft gefertigter Kristallgläser, mit denen sich das Aroma Ihres Gins perfekt entfalten kann.
Mehr zur Entwicklung des perfekten Gin-Glases – vom klassischen Tumbler bis zum eleganten Gin-Ballon – erfahren Sie in unserem Blogbeitrag zur Geschichte des Gin & Tonic Glases.
Ganz gleich, wie Sie Ihren Gin am liebsten genießen – es gibt garantiert einen Stil, der perfekt zu Ihrem Geschmack passt. Die Vielfalt an Gin-Stilen eröffnet Ihnen eine breite Palette an Aromen und Nuancen, die es zu entdecken gilt. Wenn Sie noch tiefer in die Welt der Spirituosen eintauchen möchten, werfen Sie auch einen Blick in unseren verschiedenen Whisky-Stile.
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